Gerd & Miles

„Ich laufe wirklich jeden Abend durch meine Wohnung und denke: Mann, Marius, hast du es schön hier.“
Auch viele Nicht-Millionäre teilen den Eindruck, den Marius Müller-Westernhagen, 74, der SZ (7./8.01.23) anvertraut.
Nur beziehen sie ihn aus bescheideneren Behausungen. Und er fiele ihnen erst recht nicht ein als Antwort auf die Frage „Sind Sie demütig?“
Niemals aber können Sie den Eindruck teilen, den es gemacht hat auf MMW, „an einem Tisch mit Leuten wie Günter Grass und Jürgen Flimm den Gerhard beraten“.
Das war 1999. Dieser Gerhard (oder auch „Gerd“) war Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Gerhard Schröder.
Bei ihm „erfuhren (wir) Sachen, bei denen wir einfach nur dachten, holy shit“.
Zum Beispiel, „dass die Nato in Serbien eingreifen würde“. MMW erfuhr das, „bevor es in der Zeitung stand“.
Heute hielte er sich für „viel zu ungebildet“, noch einmal an solchen Runden teilzunehmen. „Wenn dann könnte ich vermitteln, zwischen zwei Parteien, die sich absolut nicht einig werden“, zum Beispiel zwischen Schröder und der SPD.
Vor 25 Jahren wusste MMW Weltbewegendes noch vor den Zeitungen; heute weiß er nicht, was dort schon vor Monaten zu lesen war, nämlich dass es keine Chance gibt für seinen blitzgescheiten Vorschlag, „den Schröder“ zum „Sonderbeauftragten für diesen Konflikt“ (gemeint der Überfall auf die Ukraine) zu benennen.
Warum steht dies in einem Jazzblog?
Nun, Marius Müller-Westernhagen hat die Biografie über Miles Davis gelesen. „Da erfährt man sehr viel über den Rassismus, den er spüren musste. Ich habe ihn danach besser verstanden und ihn nachher noch mehr verehrt“.
Wenn der Gerd aka Gerhard Schröder die Beratung durch Grass, Flimm & Westernhagen mit Musik von Miles Davis eröffnet hätte - holy shit hoch zwei!

erstellt: 10.01.23
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