Samstag, 7. März 2020, 13 Uhr, St. Peter, Köln.
Stefan Schönegg stellt die CD seines Enso-Quartetts vor, „Zyklus“.
Live.
An dem Tag, am dem sich die Nachricht vom Tode McCoy Tyner´s verbreitet, kann sich im Jazz kein größerer Gegensatz auftun.
(Die Frage, ob „Enso“ Jazz ist, legen wir in guter Schweizer Sprachmanier einfach mal „auf die Seite“; immerhin ist die Mehrheit der Beteiligten aus Kölner Jazzkreisen wohl bekannt.)
Dort dichte Tontrauben, wie von einem „brüllenden Löwen“ hervorgebracht, hier das Primat des einzelnen Tones. Zum Beispiel von der bassdrum; und selbst in einer Gruppe von zwei bis fünf Schlägen bleibt er als einzelner wahrnehmbar.
Ein Kratzen und ein Schaben auf der snare drum; Herrschaften, trotz niedriger Lautstärke füllt das einen Kirchenraum.
Hinzu treten ein Kontrabass (Stefan Schönegg, der Bandleader und Komponist), gezupft, gestrichen, und mit Schlägen auf den Korpus.
Ein Cello (Nathan Bontrager), gestrichen, gezupft, ebenfalls mit Kopusklängen.
Sopran- und Altsaxophon (Leonhard Huhn), mit klarem Ton, aber auch multiphonics, sowie ein Klang, der entsteht, wenn ein Glas im Schalltrichter des Alt verschwindet.
Und schließlich bass-drum und „prepared snare drum“, mit Händen und Füssen bedient von Etienne Nillesen, dem reduziertesten Jazzdrummer seit Audun Kleive.
War das nun Jazz? Neue Musik? (die in der Kunststation St. Peter auch zu Hause ist). Meditative Musik? Sakrale Musik?
Eine Antwort erfolgt demnächst an dieser Stelle, wenn „Enso“ und der Nachfolger „Big Enso“ rezensiert werden.
Für´s Erste bleibt der Eindruck von ebenso sparsamen wie intensiven 40 Minuten.
Es war ja lediglich ein Lunch-Konzert.
Die Zuhörer, sicherlich an die hundert, applaudierten anhaltend.
Sie verlangten weder Zugabe noch Nahrung. Sie wussten, dass sich das bei einem Lunch-Konzert in einer Kirche nicht geziemt.
Sie erhoben sich, packten ihren Sitz und hoben ihn auf einen der schnell wachsenden Stapel.
erstellt: 08.03.20
©Michael Rüsenberg, 2020. Alle Rechte vorbehalten